Road Trip New Zealand März 2018
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Unverhofft kommt oft, so könnte man die Idee zu diesem Urlaub beschreiben. Bisher war ich immer der festen Überzeugung, dass ich es in meinem gehobeneren Alter einfach nicht mehr aushalte, in einem Flugzeug mehr als 25 Stunden auf einem Mini-Sitz eingepfercht zu sein, einen Trip nach Australien oder gar nach Neuseeland habe ich daher kategorisch ausgeschlossen.
Warum also jetzt doch? Erster Auslöser war der Urlaub 2017 zur Sonnenfirnsternis in die USA, da sind wir auch sehr viel geflogen und beim Transfer von USA retour auch sehr viele Stunden insgesamt im Flugzeug gehockt. Zweiter Auslöser war natürlich meine Sabine, bei der Auswahl der potentiellen Destinationen für einen ultimativen Urlaub war bald das Wort Neuseeland gefallen. Sabine war da vor mehr als zwanzig Jahren schon und von daher war ein etwas verblasstes Insider-Wissen auch von Vorteil.
Also Neuseeland – wie geht man das an? Um die lange Fliegerei zu entschärfen haben wir uns den Luxus der Premium Economy gegönnt, das macht zwar die Tickets sehr teuer aber gleichzeitig ist die Fliegerei schon sehr viel entspannter. Bei meinen kurzen Haxen wäre es vielleicht ja in der Economy auch noch gegangen aber für die Sabine mit den langen Beinen sehr mühsam. Bei der Auswahl der Flüge war für eine längere Teilstrecke dann zwar doch keine Premium-Economy verfügbar und da haben wir dann prompt einiges Leid erlitten.
Die Reise beginnt: Nach München sind wir diesmal mit dem Eurocity bzw. der S-Bahn angereist, im Vergleich zum Flixx-Bus sehr viel entspannter und nicht dramatisch teurer.
Nach einem mittelmäßig aufwändigen Self-Service-Eincheckprozess hat uns die Lufthansa also von München zuerst nach Tokio und nach ca. 8 Stunden Aufenthalt dort weiter nach Auckland verliefert. Der Flug nach Tokio war eben aufgrund der Premium Economy und mit dem perfekten Lufthansa Service sehr angenehm, ich bin noch nie so komfortabel geflogen.
Die erste Herausforderung war dann Tokio. Wir hatten zwar schon einige Zeit dort zu verbringen aber für eine ausufernde Stadtbesichtigung war es dann doch zu wenig. Relativ schwierig ist auch die Navigation dort, man müsste das U-Bahn-Netz studieren damit man rasch zu den interessanten Fleckerln hinfindet, dafür bräuchte man etwas mehr Zeit. Wir haben es trotzdem zu einem relativ guten Steak (leider kein Kobe-Beef) geschafft, hervorragendes Bier getrunken und einige nette View-Points ausgekundschaftet – und gottseidank: Verlaufen haben wir uns in Tokio dann im Endeffekt auch nicht.
Wir sind dann mit ausreichender Vorlaufzeit wieder zurück zum Haneda-Airport und haben uns die Zeit bis zum Weiterflug dort vertrieben, ich konnte nicht ganz nachvollziehen, warum einige Fluggäste von diesem Flughafen so begeistert sind.
Mit Einbruch der Müdigkeit war dann auch der Weiterflug nach Auckland aushaltsam, wir hatten hier zwar etwas schlechtere Sitze aber dafür war der Flieger nicht so voll.
In Auckland angekommen war dann der nächste spannende Moment. Sind die Koffer mitgeflogen oder irgendwo abgebogen? Gottseidank hat auch das geklappt. Den Transfer vom Flughafen nach Auckland City hatten wir bereits vorab gebucht und waren dann in knapp 40 Minuten beim Hotel. Ja das Hotel, das war ein Wahnsinn, ein übler Schuppen. So ein richtig abgewracktes Ding in Kombination mit unterirdischer Sauberkeit und schiachem Zimmer. Einziger Vorteil war: Die Lage selbst war nicht so schlecht, man war quasi im Zentrum von Auckland. Dieser Hotel Schock war dann aber der Auslöser, dass wir alle unsere weiteren Quartiere über Airbnb gebucht haben, wie sich in weiterer Folge heraustellen sollte war das eine sehr gute Entscheidung.
In Auckland selbst haben wir uns dann 2 Tage von der Anreise erholt, die Stadt ist sehr touristisch, sobald man sich aber etwas außerhalb bewegt auch sehr sehenswert. Speziell der kurze Trip nach Davenport ist sehr lohnend, man hat eine perfekte Aussicht auf die Stadt. Was uns relativ rasch beeindruckt hat: Die (zumindest nach außen präsentierte) Freundlichkeit der New Zealander (bzw. der dorthin ausgewanderten Bevölkerung 😉 – und ganz wichtig: Das Essen – es schmeckt sehr viel intensiver – sogar ich als anerkannter Grünzeugverächter konnte mich damit anfreunden. Das Frühstück war extrem gschmackig wenngleich dadurch meine Zuckerwerte neue Höchststände erreicht haben …
Der Roadtrip beginnt: Das Mietauto war bereits gebucht und wir haben uns dann in Auckland nach sehr mühsamen Diskussionen mit Hertz den eh ganz passablen Kia SUV abgeholt – sehr gefährlich: Linksverkehr in Kombination mit einem gefühlt schmäleren Auto als es im Endeffekt ist. Sabine hat mir die ersten 1000 Kilometer dauernd vorgeworfen, dass sie als Beifahrerin mit dem Ohrwaschl dauern die Hindernisse am Straßenrand streift, irgendwann ist das besser geworden.
Die Wetterprognosen für die Südinsel waren ausnahmsweise sehr gut, speziell für das Highlight Milford Sound war gutes Wetter angesagt – dort hat man üblicherweise immer schlechtes Wetter.
Der Plan war daher, so rasch wie möglich das schöne Wetter auf der Südinsel auszunützen und die schönsten Gegenden zu besuchen. Wir sind daher relativ rasch von der Nordinsel auf die Südinsel gewechselt. Interessant ist, dass man auf der Südinsel nicht so richtig flott weiterkommt, teilweise waren 250 Kilometer pro Tag schon eine Herausforderung.
Highlights in Neuseeland
Mount Cook National Park – wirklich eine wunderschöne Landschaft kombiniert mit unglaublich türkisen Seen, man muss fast an jeder Kurve stehen bleiben um die Farben zu fotografieren. Im Park selbst war gar nicht so viel Trubel, wir haben eine kurze Wanderung gemacht, eine Besteigung des Mount Cook selbst war nicht drin obwohl wir ja als Bergvolk einen Heimvorteil gehabt hätten 😉
Wanaka – Wanaka Gourmet Kitchen – der Ort selbst ist jetzt nicht grad die Erwähnung wert aber das Steak, das wir dort gegessen haben. Perfekt. Ich traue mich zu behaupten, dass ich noch nie jemals ein so zartes Filetsteak gegessen habe.
Milford Sound – Natürlich ist der Trip zum Milford Sound das große Event gewesen, es war im Vorfeld schwierig irgendwo in akzeptabler Distanz ein Quartier zu finden, offensichtlich haben den „Schönwetter Plan“ alle Touristen auf der Südinsel ausgenutzt und entsprechend ausgebucht waren die Orte. Letztendlich haben wir im Waikaka Valley ein schönes Häuschen gefunden und sind von dort zum Milford Sound gefahren, nicht ganz 600 Kilometer an einem Tag war dann schon sehr anstrengend dafür war das Wetter perfekt. Am Milford Sound haben wir eine Bootsfahrt gebucht und sind dort gemütlich sogar bis an die Westküste Neuseelands geschippert. Die obligatorische Sprühnebeldusche war natürlich auch dabei.
Queenstown – der wahnsinnig gehypte Ort in Neuseeland kann für ein gestandenes Tiroler Urviech jetzt nicht so viel – die obligatorischen Sehenswürdigkeiten sind schon in die Jahre gekommen und die sportlichen Aktivitäten kann man in Tirol überall viel besser machen – nur das schöne Wasser und natürlich die dazugehörig kitschig schöne Gegend haben wir in Tirol nicht. Man müsste Innsbruck einfach mit Wasser auffüllen, dann wäre es fast ähnlich.
Christchurch – Sabine hatte von früher her die Stadt in schönster Erinnerung, durch das Erdbeben ist dort allerdings wirklich viel zerstört worden. Selbst 7 Jahre danach ist noch sehr viel nicht aufgebaut. Das was wir gesehen haben war aber trotzdem recht nett und einige Gimmicks sind sehenswert – speziell die Straßenbahn die mitten durch eine Gastronomiezone durchrauscht ist schon spaßig. Wir hatten uns in Christchurch die ultimative Behausung ausgesucht, eine 250 qm große 2-geschoßige Wohnung ganz alleine für uns – da konnte man es aushalten. Gastronomisch wurden wir in Christchurch auch sehr gut bedient, super El Fogon Grill und üppigstes Neuseeland-Frühstück.
Kaikoura – das war nicht so die ultimative Destination einfach weil der Ort nicht wirklich viel kann – ich bin nicht der große Whale-Watching-Afficiando und das wäre dort aber die Hauptattraktion. Zusätzlich hatten wir dann noch Pech mit einem eher schwächlichen Essen in einem überteuerten Lokal – auch die Unterkunft war lausig.
Abel Tasman – die wunderschönen Strände findet man in allen Reiseführern von Neuseeland und es ist schon sehenswert – wir haben dort nach einer kurzen Bootsfahrt eine 10 km Wanderung durch den Urwald gemacht. Auf dem Wanderweg hat sich dann sogar ein zahmer Kiwi von uns füttern lassen, sehr selten, dass man sowas live sieht.
Marlborough Sound – unser Quartier war hier sehr speziell – die österreichische Fahne war gehisst und zu Beginn wäre Sabine fast von 100ten Gelsen aufgefressen worden. Nach Beseitigung dieser Anfangsdefekte haben wir dann noch der Stromversorgung den Garaus gemacht – zack – alles dunkel. Der Gastgeber war zwar telefonisch erreichbar, aber zu dieser Zeit leider in Australien! Gottseidank ist der Sohn eingesprungen und hat uns die Sicherung im Haupthaus wieder eingeschalten. Es hat sich danach herausgestellt, dass der Sohn ein sehr großer Weinproduzent in Neuseeland ist.
Wellington – das Wetter war für eine der sehr nassen Städte auch wieder wunderschön, eine flotte kurze Wanderung auf den Mount Kakau als perfekten Aussichtspunkt auf die Stadt war perfekt. Unser Quartier war zwar von der Aussicht her spektakulär ebenso aber auch die Neigung des angebauten Wohnzimmers. Das Plätzchen wo wir unser Frühstück genossen haben war sicher an die 10 Grad gegen den Abgrund geneigt, wir haben es grad und grad vermieden uns anzuseilen falls das Gröstl doch noch abbrechen sollte ;-). Im zweiten Anlauf in Charleys Noble hat sich Sabine einen Infight mit einem zuerst zu blutigen und dann ultimativ-well-done Steak geliefert, insgesamt darf man aber nicht jammern, wir haben auch in Wellington sehr gut gegessen.
Napier – da wir beim Ritt von der Nordinsel auf die Südinsel Napier nicht gestreift hatten haben wir das beim Retourweg nachgeholt. Unser Quartier war etwas außerhalb, extrem ruhig gelegen mit fast Toskana ähnlichem Ausblick, einzig die Schafe sind leider einen Tag vor unserer Ankunft „abgezogen“ worden.
Tauranga – das war ein notwendiger Zwischenstopp am Weg nach Kauri, leider war dort die Unterkunft sehr grindig, Möbel aus dem Jahre 1930 in Kombination mit muffigem Bad hat keinen guten Eindruck hinterlassen. Von der Stadt selbst haben wir nicht allzuviel mitgekriegt weil wir dort erst abends eingetroffen sind und am nächsten Tag nur kurz einen Frühstückspaziergang unternommen hatten.
Kauri – Der Ausgangspunkt mit dem Namen der Kauri Bäume liegt etwas weiter weg vom eigentlichen Weipoua Forest aber die Distanzen auf der Nordinsel sind etwas angenehmer. Die riesigen Bäume sind sehr sehenswert und die Wanderungen dorthin gar nicht weit. Am Weg retour nach Kauri sind wir über eine wunderschöne Küstenstraße über Omapere und Opononi gefahren, dort waren die Farben wieder so richtig intensiv. Unsere Unterkunft in Kauri war sehr gemütlich, Eigentümerin war eine ausgewanderte Familie aus UK welche selbst erst vor 6 Monaten sich dort niedergelassen hat. Es war generell interessant, dass nahezu alle Airbnb-Vermieter keine originalen Neuseeland Einwohner waren.
Auckland – und nach fast 4 Wochen war es wieder soweit – retour nach Auckland – im Gegensatz zum lausigen Hotel am Beginn der Reise hatten wir diesmal die ultimative Luxusunterkunft im 28. Stock, großer Terrasse und Ausblick auf den Hafen von Auckland. Kurz hatten wir uns überlegt ob wir noch einen Ausflug an die Coromandel Küste machen sollten, zeitlich wäre das aber knapp geworden. Somit haben wir dann zum Abschluss gemütlich nochmals einen Trip nach Davenport gemacht.
Der lange Flug nach Hause führte diesmal von Auckland über Hong Kong nach München, auf der Teilstrecke nach Hong Kong hatten wir wie erwähnt leider keinen Premium Economy Platz mehr ergattert. Die Sitze selbst wären noch halbwegs in Ordnung gewesen, der extrem schlechte Service der Cathay Pacific war wirklich mühsam. Wenig Getränke, schlechtes Essen, zu kalt, langsames Abservieren – alles zusammen ein klassisch unerfreuliches Flugerlebnis wie man es kennt. Nach dem Wechsel in die Premium Economy der Lufthansa war der Flug von Hong Kong nach München dafür wieder sehr erträglich.
Fazit:
Neuseeland ist auf alle Fälle die lange Reise wert. Da wir in Summe ca. 5.500 Kilometer in 4 Wochen heruntergebogen haben könnte man sich alternativ überlegen, ob man einen Flug zwischen den Inseln macht da dieser recht billig ist. Man müsste halt dann jeweils das Mietauto neu ausleihen und natürlich kriegt man dann auch nicht so viel von der Gegend mit, die viele Fahrerei ist zwar anstrengend aber man sieht sehr viel mehr. Für die Südinsel ist aufgrund der „windy-roads“ das tägliche Kilometerziel auf alle Fälle mit < 250 Kilometer anzusetzen, mehr macht es definitiv anstrengend – auf der Nordinsel ist die Fahrerei etwas besser.
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